Stefanie im Gespräch mit ILES FORMULA

Stefanie Mellin vereint das klassische Friseurhandwerk mit der grundlegenden Maskenbildner Ausbildung. Ihr dadurch gewonnenes Selbstbewusstsein in der Haargestaltung, lässt sie stets ruhig und gewissenhaft ihren Beruf ausüben. In ihrer Arbeit als Künstler gibt es kein schwarz oder weiß. Im Gespräch mit ILSES FORMULA erzählt sie von ihrer künstlerischen Sicht und gibt Einblick in ihre Arbeitsweisen.
Auszüge ihrer Arbeiten zeigt sie auf Instagram & auf ihrer Website.

Wie kam es dazu, dass du dich für den Beruf des Hair and Make-up Artists entschieden hast? Kam deine Ausbildung als Maskenbildnerin zuerst oder war es eine Art Weiterbildung? Erzähl uns gerne etwas über deine Karriere.

Bei mir gibt es einige Schlüsselmomente, die dazu geführt haben, dass ich mich für den Beruf als Hair & Make-up Artist entschieden habe. Es fängt aber damit an, dass ich schon mit fünf oder sechs Jahren angetan war von gut gekleideten Frauen mit schönen frisierten Haaren, Make-up und speziell den roten Lippen. Aus diesen Eindrücken heraus habe ich schon schnell über mein eigenes Erscheinungsbild nachgedacht und war oft ein sehr herausforderndes Kind, wenn es die Möglichkeit gab besonders auszusehen. Mein Papa war zuständig mir die Haare zu schneiden und meine Mutter musste immer die Frisur Ideen umsetzten, während ich ganz still auf dem Badewannenrand saß.
Ein weiteres beeinflussendes Erlebnis war ein Kinderschminken auf dem Geburtstag meiner Freundin. Nicht nur, dass alle meine Freundinnen meine Idee, sich als Katze zu schminken geklaut hatten und mich als letztes dran kommen lassen haben, wurde ich dann erschütternder Weise elanlos als Fantasie-Katze geschminkt. Den Tag schwor ich mir es eines Tages besser zu machen. Witzigerweise benutze ich den Moment, der damals als Foto festgehalten wurde, als kleine Hommage an mich selbst für mein Profilbild auf Instagram. Die Idee, Menschen verschönern zu wollen, hielt weiterhin an und mit 12 Jahren fand ich den Beruf als Maskenbildnerin sehr passend dafür und machte es dann zu meinem sturen Ziel, denn einen Plan B gab es einfach nicht.
Endlich mit sechzehn verließ ich die Schule und begann eine Ausbildung in einem klassischen La Biosthetique Friseursalon an. Dort lag der Fokus noch auf Föhnfrisuren, Lockenwickler Techniken, eingelegte Frisuren, Frisiertechniken und das grundlegende Prinzip von Wasserwellen.
Der nächste Stopp war in Baden-Baden, um an dem einjährigen Berufsfachschuljahr Maskenbild teilzunehmen. Ich lernte alle Basics und konnte direkt im Anschluss mit der Ausbildung zur Maskenbildnerin am Staatstheater in Cottbus beginnen.
Das Tor zum Paradies wurde mir geöffnet und man kann sich nur ansatzweise vorstellen, was für ein unfassbares Fachwissen in diesen Häusern schlummert. In den drei Jahren lernte ich sehr viel über ausdrucksstarke Make-ups, Spezial Effekte und das große Feld der Haararbeiten, wo es mich am meisten hingezogen hat.
Mein Herz ging am meisten auf bei der Herstellung von Perücken, das Frisieren von historischen Frisuren bis hin zu der modernen Zeit. Eines meiner großen Privilegien, die ich lernen konnte, war der Umgang mit dem Brenneisen.
Nach Abschluss meiner Ausbildung war ich direkt freiberuflich unterwegs und probierte mich jobtechnisch aus und entwickelte mich aus den vielen Erfahrungen. 2020 landete ich dann endlich in Berlin.

Welcher war bisher der herausforderndste Job, den du hattest?

Herausforderungen entstehen immer dann für mich, wenn ich in die Situation gebracht werde, genau das absolute Gegenteil zu gestalten und weit weg von meinem eigenen Stil bin. Mir ist das vor kurzem passiert bei einer Editorial Strecke für ein Print-Magazin. Ich wurde angefragt Perücken aus unterschiedlichem Material zu gestalten und Looks aus zerstörten Haarstrukturen zu schaffen. Als ich das Projekt angenommen habe, habe ich mir den Prozess der Herstellung einfacher vorgestellt. Ich habe mich anscheinend mal wieder selber in das kalte Wasser geschmissen und musste zusehen, wie ich eine entspannte Balance finde zwischen mir und der neuen Art und Weise zu arbeiten. Die Balance konnte ich finden, indem ich das anfängliche Kreativchaos akzeptiert und aufgehört habe, mich unbewusst dagegen zu sträuben. Am Ende konnte ich nicht mehr aufhören zu produzieren und stand mit dem vierfachen an Perücken am Set, als angefragt wurde. Im Nachhinein bin ich natürlich unglaublich dankbar für die Herausforderung des Art Directors und auch das Vertrauen, das mir dafür entgegengebracht wurde.

Was genießt du am meisten an deinem Job?

Ich genieße es am meisten wenn ich vernünftig Zeit bekomme um ein qualitatives Ergebnis abzuliefern. Dadurch kann ich nicht nur ein solideres Produkt abliefern, sondern gewährleistet auch eine längere Haltbarkeit in der Qualität über den Tag. Gerade in der Gestaltung im Haarbereich entsteht dadurch eine gute Substanz, auf die ich immer wieder neu aufbauen kann. Auch gibt es mir während des Prozesses, seine eigenen Entscheidungen zu hinterfragen und eventuell anzupassen oder abzuändern. Nichts langweilt mich mehr, als wenn mir zeitlich unberechtigt Druck gemacht wird, obwohl vorab das Timing für Haare und Make-up besprochen wurde.

Hast du eine Lieblingsgeschichte vom Set?

Es gibt unzählige Lieblingsgeschichten vom Set, die ich aber leider aus Verschwiegenheits Gründen nicht preisgeben kann. Im Haar- und Make-up Bereich kommt man den Menschen natürlich sehr nah und das schafft immer eine intime Atmosphäre. Ich möchte jedem das Gefühl geben, dass er sich bei mir wohl und sicher fühlen. Dadurch sind schon unzählige,wertvolle und bereichernde Gespräche entstanden. In meiner Zeit in England an der Oper Glyndebourne habe ich viele schöne Momente mitnehmen können. Nicht nur, dass wir das Privileg hatten, unsere lange Mittagspause zwischen Schafen und Rosengärten schlafend zu verbringen, auch bin ich auf viele feste Bestandteile des Alltags gestoßen. Die zweimal täglichen, festgelegten Teepausen mussten immer stattfinden. Das führte auch dazu, dass man während der laufenden Proben, den ganzen Damen und Herrenchor, sowie alle Solosänger von den aufwändigen Rokoko-Perücken befreien musste.
Foto Johannes Brauner
Styling Mune Kaymaz
Foto Robert Rieger
Editor Kerstin Schneider
Foto Lotte Thor
Styling Gianluigi Porcu

Welchen Rat hast du für junge Make-up Artists, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen?

Da in meinen Arbeiten der Schwerpunkt auf den Haaren liegt, werde ich sehr oft um Rat gefragt, was der beste Weg ist, um selbstsicher mit Haaren umgehen zu können. Meine Aussage dazu ist immer eine solide Friseurausbildung zu absolvieren. Mit dieser Grundbasis kann man sich sehr gut weiterentwickeln und fühlt sich nicht unsicher dabei. Natürlich ist dann ein weiterer Weg das Assistieren, dabei lernt man nicht nur fachlich was dazu, sondern auch noch die diversen Abläufe von Produktionen oder Fotoshoots. Was natürlich gerne vergessen wird, ist alles, was außerhalb der Illusion der sozialen Plattformen stattfindet. Nämlich die Eigeninitiative, sich weiter zu entwickeln und sich auszuprobieren. Bei mir findet das alles in meiner Freizeit statt und dann sitze ich schon mal Zuhause nach der Arbeit oder an meinen freien Tagen und probiere mich an neuen Ideen oder neuen Techniken aus. Zum Schluss kommt mein ganz persönlicher Rat, verliert den Boden unter den Füßen nicht, genießt auch einfach mal die Reise eurer Karriere und schaut nicht auf andere, sondern lasst euch lieber inspirieren. Jeder hat seinen eigenen Weg und der wird sich immer wieder unerwartet ändern. Gebt nicht auf, wenn etwas nicht gleich klappt, versucht euch eigenständig zu reflektieren, seid pünktlich und vergesst nicht, auch mal tief durchzuatmen.

Was ist deiner Meinung nach der wichtigste Ratschlag, den du über die Jahre erhalten hast?

Ich habe einen sehr schönen Ratschlag erhalten gleich am Anfang meiner Ausbildung zur Maskenbildnerin. In der Berufsschule hatten wir das Glück, mit einer pensionierten Maskenbildnerin frisieren zu lernen. Wir gingen mit ihr jedes Jahrzehnt durch und ich beneidete sie, wie lässig ihr jeglicher Friseur gelang, während ihre Hände über die Haare tanzten.
Ich war damals scheinbar noch zu zaghaft und hatte Angst davor, was zu vermasseln.
Ich denke, sie konnte das sicherlich spüren und kam zu mir rüber und sagte ganz salopp: “Stefanie, du darfst keine Angst vor dem Haar haben, das Haar muss Angst vor dir haben!”
Dieser Satz hat sich für immer bei mir eingebrannt und es hat mir tatsächlich auch sehr geholfen.

Wenn Du die Haare von einem Star, egal welchem, stylen dürftest: Wen würdest du wählen?

Mich interessieren Stars nicht so sehr, wenn ich ehrlich bin. Beziehungsweise definiere ich das anders für mich. Die eigentlichen Stars sind das Team hinter der Kamera. Ich freue mich, wenn ich Projekte z.B. mit charakterstarken Fotografinnen/Fotografen umsetzen kann. Letzten Endes bestimmen sie die Wirkung und Darstellung deines Produktes.

Hast du eine Frisur, die du besonders gerne stylst oder eine, die du gar nicht magst?

Den Begriff nicht mögen bei der Haargestaltung kommt eher selten vor. Wer mich kennt, weiß natürlich auch, dass ich für aufwändige und formschöne Frisuren immer zu haben bin. Bedeutet aber im Umkehrschluss wiederum nicht, dass ich nicht genauso für lässige und unaufgeregte Haare zu haben bin. Ich habe auch über die Jahre gelernt, diverse Stile so zu drehen, dass ich mich darin widerspiegeln kann und am Ende wohl fühle mit meinem Ergebnis.
Foto Johannes Brauner
Styling Mune Kaymaz
Foto Jonas Huckstorf
Styling Ingo Nahrwold

Woher bekommst du deine Haar-Inspiration?

Die Historie der Haare bringt ein riesen Repertoire an Inspiration mit sich und wenn man sich dessen bewusst ist, hat man schon eine sehr schöne Grundbasis.
Das vermischt sich dann mit meinen alltäglichen Eindrücken, urbanes Leben, diversen Kunstformen, Musik, Filme, Natur und das Gedanken schweifen lassen.
Ich glaube auch letztendlich muss ich emotional offen für die Wahrnehmung des Reizes sein, um es dann wiederum auch in die eigene Gestaltung einfließen zu lassen.
Ich muss zugeben, am meisten inspirieren mich sogar meine eigenen Fehler.
Meistens sind es dann Fehler, wie eine falsche Farbentwicklung, Strukturen, die sich anders entwickeln als geplant und vieles mehr. Ich habe es wirklich lieben gelernt, unvorhergesehen und ungeplant überrascht zu werden. Natürlich auch eine ganz wichtige Inspiration sind die Hairstylisten, denen ich assistieren durfte. Es gibt kein besseres Gefühl, mit seinem Handwerk wahrgenommen zu werden und dadurch in die richtige Richtung geschubst zu werden.

Welches Produkt von ILES FORMULA ist dein Lieblingsprodukt?

Mein Lieblingsprodukt ist das Kopfhautserum. Ich habe blondiertes Haar und freue mich, etwas gefunden zu haben, das wie ein Balsam für meine Kopfhaut ist. Dazu macht das Produkt meine Haare nicht fettig oder beschwert es unnötig.

Ein Beitrag von

ILES FORMULA Member Mara

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